Samstag, 28. April 2012

Reizthema Fluglärm: Mehr geht nicht


Deutsche Herzstiftung fordert striktes Nachtflugverbot
(SV) Die Deutsche Herzstiftung fordert ein striktes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr. Damit appelliert die Patientenorganisation an das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, sich für ein striktes Nachtflugverbot zu entscheiden und damit dem neuen medizinischen Kenntnisstand Rechnung zu tragen. „Das Nachtflugverbot ist unverzichtbar", betont der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Dauernde hohe Belastung durch Fluglärm macht krank — das haben wissenschaftliche Studien gezeigt. Die hohen Lärmpegel führen zu einer Ausschüttung von Stresshormonen und damit zu Bluthochdruck, einem der wichtigsten Risikofaktoren für Herzerkrankungen und Schlaganfall. Schon tagsüber ist der Fluglärm vielerorts nicht zumutbar. Noch gravierender ist Fluglärm in der Nacht, weil dann die Erholungsphase fehlt, die für Körper und Seele unbedingt notwendig ist. Aus gesundheitlichen Gründen ist eine Aufhebung des Nachtflugverbots nicht zu verantworten."
Die jüngsten Auseinandersetzungen um den Flugbetrieb in Frankfurt am Main, aber auch in München und Berlin-Schönefeld sind ein ernstzunehmender Aufschrei von Menschen für den Schutz ihrer Gesundheit und die ihrer Kinder. Seit die neue Landebahn des Flughafens Frankfurt am Main im Oktober 2011 in Betrieb genommen wurde, sind mehr als 300 000 Menschen allein in Frankfurt und der Rhein-Main-Region von früh morgens bis in die Nacht dem Lärm der Flugzeuge ausgesetzt, die in geringer Höhe ihre Häuser, die Kliniken, Schulen, Kitas und Kinderspielplätze überfliegen. Die Bewohner der Region Kaiserslautern sind im Umkreis von 5-10 km von den lärmenden Starts und Landungen auf der Airbase Ramstein betroffen. Dicht über der Stadt setzt großes Kriegsgerät zur Landung an.
Der Kardiologe am Mainzer Universitätsklinikum und Fluglärm-Forscher, Prof. Dr. med. Thomas Münzel, sagt: „Heute weiß man, dass Fluglärm für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen - insbesondere Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall - und Depressionen, eventuell auch Tumorerkrankungen, verantwortlich ist. Des Weiteren wissen wir, dass es zu psychomotorischen Entwicklungsstörungen bei Kindern kommt." Münzel ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung.


Erhöhung von Erkrankungsrisiko und Sterblichkeit
Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien belegt einen Zusammenhang zwischen Fluglärmbelastung und der Häufigkeit von sowie der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Kindern wurde eine Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit durch zunehmende Fluglärmbelastung nachgewiesen. Vier Studien seien zitiert:
•    Das Risiko eines Bluthochdrucks erhöhte sich um 19 Prozent bei Personen, die einer Fluglärmbelastung von über 50 dB(A) ausgesetzt waren. Das ergaben Untersuchungen eines schwedischen Forscherteams (Eriksson et al., EpidemioL, 2007) an 2 027 Männern im Alter zwischen 35 und 56 Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahren.
•    Dass dauerhafter nächtlicher Fluglärm das Risiko für Bluthochdruck deutlich erhöht, hat die HYENA-Studie in einer Untersuchung an mehreren europäischen Flughäfen nachgewiesen (Jarup et al., Enviromental Health Perspectives, 2008). Bei einer Zunahme des nächtlichen Schallpegels um 10 dB(A) erhöhte sich auch das Risiko einer Hochdruckerkrankung um 14 Prozent.
•    Einen deutlichen Zusammenhang zwischen Herzinfarktsterblichkeit und Fluglärm hat eine Schweizer Studie nachgewiesen (Huss et al., EpidemioL, 2010). Der Studie zufolge besteht bei Personen mit einer starken Fluglärmbelastung von über 60 dB (A) ein um 30 Prozent höheres Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, verglichen mit Personen, die einer Belastung von 45 dB(A) ausgesetzt sind.
•    Dass die geistige Leistungsfähigkeit und das Gedächtnis von Kindern durch zunehmende Fluglärmbelastung erheblich leiden, zeigte eine wissenschaftliche Studie (Stansfeld et al., The Lancet, 2005), die 2 844 Kinder im Alter von 9 bis 10 Jahren untersucht hat.


Deshalb fordert die Deutsche Herzstiftung:
•    Ein striktes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr.
•    Einen aktiven Schallschutz und schonendere An- und Abflugverfahren wie den kontinuierlichen Sinkflug (CDA) und den Steilstart auf Routen mit minimaler Lärmbelastung.
•    Die Kerosinbelastung ist eine viel zu wenig beachtete Gefährdung der Gesundheit und muss bei Neu- und Ausbaumaßnahmen berücksichtigt werden.
•    Ein neues Fluglärmschutzgesetz muss dem Artikel 2 des Grundgesetzes: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit" und den neuen medizinischen Erkenntnissen Rechnung tragen.
•    Bei jedem Neubau oder jeder Erweiterung eines Flughafens müssen Gesundheitsaspekte ein ganz neues Gewicht bekommen. Negative Auswirkungen, Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiken müssen in die Planung eingehen. Auch sind die Gesundheitsministerien der Länder in die Planung und Umsetzung von Flughafenneubauten und -erweiterungen verstärkt einzubinden. 

Donnerstag, 26. April 2012

Neues aus Ingolstadt: 10 Jahre EFI / Bürgerschaftliches Engagement in Ingolstadt

(SV)

2012 ist Jubiläum: "10 Jahre EFI in Bayern". Es gibt drei herausragende Veranstaltungen. Anmeldung siehe Flyer.

*** Am 14.5.2012 veranstaltet EFI in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit das Forum Bürgerschaftliches Engagement in Ingolstadt. Dabei steht das Bürgerschaftliche Engagement im Focus von Wissenschaft, Wirkungsanlayse, Finanzierung, Wirtschaft und Praxis. 


*** Am 11.9.2012 findet dann in Zusammenarbeit mit dem Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern - LBE ebenfalls in Ingolstadt die EFI Fachtagung 2012 statt. Diese steht ganz im Zeichen von "10 Jahre EFI in Bayern". Rückblick, heutiger Stand und Blick in die Zukunft werden die Schwerpunktsthemen sein.

*** Am 6. und 7.11.2012 der EFI-Workshop Bayern in Pappenheim. Diesen Klassiker unter den Veranstaltungen gibt es in diesem Jahr bereits zum 9. Mal. Wieder wird die kifas Gmbh (KAB - Institut für Fortbildung & angewandte Sozialethik) die Veranstaltung planen und ausrichten. EFI wird wie bisher auch diese Veranstaltung bestens unterstützen.

Montag, 23. April 2012

Nachrichten aus Mannheim: Starke Aktivitäten im Konversionsprozess. Rundbrief von Frau Dr. Shazi-König

 (SV)

Liebe Mitdenker, melde mich mit einigen Neuigkeiten aus unserer Region. Nachdem der Bürgerstammtisch bei uns mangels Resonanz ein wenig eingeschlafen war, habe ich meine ehrenamtliche Tätigkeit als Zukunftslotsin im Mannheimer Konversionsprozess ein wenig ausgebaut.
Hier fand ein Bürgerforum in Mannheim statt, bei dem ich in der AG Wissenschaft, Arbeit und Forschung ko-moderieren durfte mit einem weiteren von insgesamt 10 Lotsen. Inzwischen haben wir nach der ersten Etappe, die sich im Weißbuch niedergeschlagen hat (aus 1000 eingereichten Ideen in 5 AGs je 10 tragfähige zukunftsweisende Ideen herausfinden), uns beim Neujahrsempfang beteiligt und auch eine CD mitgestaltet, die als Giveaway erhältlich ist. 

Inzwischen arbeite ich bei der AG Kunst und Kultur und auch Sportgestaltung auf den Flächen der Konversion, es gab kürzlich auch eine Führung auf dem Turleygelände (organisiert vom Nationaltheater), weitere werden wir Lotsen in naher Zukunft auch mit Herrn Hummel organisieren.
Es bleibt also spannend in Mannheim! 
Kürzlich fand eine Studienfahrt nach Dortmund statt, auch Frau Erler war vor einigen Wochen bei uns mit einem Journalisten-Team, um unseren Bürgerbeeiligungsprozess in der Konversion kennen zu lernen, dem ebenfalls ein online Forum vorangegangen war. 
Mit politischer Unterstützung durch die Stadt Mannheim lässt sich doch einiges machen ;)
http://www.mannheim.de/mediathek/beitrag/neujahrsempfang-2012-ehrung-ehrenamtlichen
http://www.mannheim.de/nachrichten/wachsende-stadt-neujahrsempfang-2012
http://www.mannheim.de/stadt-gestalten/zukunftslotsen-mannheim
Bürgerforum Konversion im Stadthaus 10/11
http://www.mannheim.de/node/18871
Ich freue mich von Ihnen zu hören!

Shazi-König

Samstag, 21. April 2012

Brandaktuell und eilig: Wer will mit der IG BUERGER DENKEN MIT am 27.04.2012 zum Zukunftstag des Landkreises Neunkirchen?


(SV) In Ermangelung eines ähnlichen Projektes in Kusel, dessen Landrat (SPD) sich mit Bürgerbeteiligung völlig bedeckt hält, und wenn dann nur im Aufbaurahmen ehrenamtlicher Mitarbeit, geht die IG Bürger denken mit zum Zukunftstag des Landkreises Neunkirchen bzw. zum Workshop zum Projekt „Initiative Zukunft“.

Der Landkreis Neunkirchen lädt Bürgerinnen und Bürger zur Mitarbeit am Projekt ein. Die im Januar 2012 gestartete Initiative Zukunft des Landkreises Neunkirchen geht am 27.04.2012 in die nächste Phase.

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft als Projektträger und der Landkreis wollen an diesem Tag im Rahmen eines Workshops mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den gesellschaftlichen Akteuren im Landkreis über Potenziale und Herausforderungen und insbesondere über imageprägende Faktoren, Leitprojekte und über eine mögliche neue Dachmarke des Landkreises Neunkirchen diskutieren. Ziel des Gesamt-Projektes ist es, eine neue griffige Marke und ein neues Image für den Landkreis Neunkirchen zu definieren und ihn so auf die Zukunft vorzubereiten.


„Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen am 27. April ab 15.00 Uhr im Lampensaal des Zechenhauses Reden am Workshop zur Initiative Zukunft teilzunehmen“, so Cornelia Hoffmann-Bethscheider.


Im Rahmen des Workshops werden u.a. in verschiedenen Arbeitsgruppen in den für den Landkreis relevanten Zukunftsfeldern Wirtschaft & Energie, Bildung & Soziales, Tourismus & Kultur sowie im Bereich Bürgerbeteiligung die Schwerpunkte und künftige Ausrichtung erarbeitet.
„Bisher haben wir eine gute Resonanz der Bürgerinnen und Bürger auf die Initiative Zukunft erhalten und würden uns dies auch für den kommenden Workshop wünschen“.


Sagt mir Bescheid, wenn ihr mitwollt, dass ich uns mit Anzahl und Namen anmelden kann!

Diskussionsthema: Kindererziehung (Vorschule) zu Hause?

(SV) "... das von der CSU geforderte Betreuungsgeld für alle Eltern, die ihre Kinder nicht in den Kindergarten bringen, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee. Rund zwei Milliarden Euro würde der Staat pro Jahr ausgeben, um einen pädagogisch fragwürdigen Zustand zu fördern. Mit einem Trick will die CDU nun die CSU-Forderung gleichzeitig erfüllen und zu Fall bringen: Das Geld soll den Eltern erst mit der Rente ausgezahlt werden. Darauf haben sich die Spitzen der CDU [...] verständigt." (HANDELSBLATT)

Samstag, 14. April 2012

Vererben wie im 19. Jahrhundert? Rheinland-Pfalz und die Hofabgabeklausel

Familienbetrieb vor 1914
(SV) In Rheinland-Pfalz gilt noch eine Regelung, die Landwirte mehr als vor den Kopf stößt: Ohne Nachfolger keine Rente! 


Die Regelung stammt aus dem Jahr 1957. Sie besagt, dass hauptberufliche Landwirte nur dann ihre Altersrente von durchschnittlich 400 Euro mit 65 Jahren bekommen, wenn sie ihren Hof und ihre Flächen an einen Nachfolger übergeben, verkauft oder verpachtet haben. Wer keinen Nachfolger hat, bekommt keine Rente. 

Die Rente sollte, so die Idee damals, eine Art Taschengeld für die alten Bauern sein, die bei ihren Kindern auf dem Hof leben und dort versorgt werden. Die Regelung ist allerdings sozial ziemlich ungerecht, denn der Seniorbauer hat ja nur eine Rente, die sogar noch unter der durchschnittlichen Vollrente für Frauen liegt, die ebenfalls schon zu gering ausfällt. Und das, obwohl die Bauern jahrzehntelang ihre Beiträge in die landwirtschaftliche Alterskasse eingezahlt haben. 



Rückzugsgebiete der Landwirtschaft in D

Diese exotische Regelung findet man in keiner anderen Berufsgruppe und wirkt diskriminierend. Natürlich hören Rentenbezieher auch auf zu arbeiten, sie werden aber nicht zur testamentarischen Vererbung an Kinder oder Bezugsberechtigte gezwungen! Steillagenwinzer an der Mosel sind wohl sehr stark betroffen, weil sie Probleme haben, einen Nachfolger zu finden und damit Rente zu kommen. Die durchschnittliche Einkommenlage der Kleinbauern ist ja bekannt.

Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau und das Bundeslandwirtschaftsministerium halten die Maßnahme jedoch immer noch für legitim, da sie die Alten zum Rücktritt zwinge und jungen Landwirten ermögliche, frühzeitig in Betriebe zu investieren.

Die wenigsten denken an die Lage der kleinen Landwirte
 
Kann dieses Rentensystem den Bauern nicht ermöglichen, so einzuzahlen, dass sie eine anständige Rente beziehen und auch selbstständig bleiben können? Nicht jeder Alte will den Jungen reinreden, sie dirigieren. Aber vielleicht in seinem Betrieb mithelfen. Die wenigsten Landwirte wollen bei Kinder-/Nachfolgermangel einen Nachfolger mit 65 bestimmen, um dann eventuell leer auszugehen für die nächsten 20 Jahre, in denen sie auf Minijob- bzw. HartzIV-Niveau gesetzt werden  ... Die Alternative für die Senioren ist, zum Weiterzumachen 
gezwungen zu sein, denn sie erhalten aus ihren Renteneinzahlungen bis zur Eigentumsaufgabe nichts! Und aktiviert man Realitätsszenarien - Krankheit eines Partners, der Kinder, der Senioren, Brand, Armut, mangelhafte Absicherung - ist klar, dass das Rentensystem eine Bestrafung ist. Nicht wenige bäuerliche Familien sind bei Notfällen, Unglücken, Verlusten von Familienmitgliedern ruiniert, weil sie zu wenig für ihren Betrieb bekommen, wenn sie einen Käufer oder Pächter finden, ihr Zuhause weg ist und die Rente nicht ausreicht.

Montag, 9. April 2012

Neuorientierung in der Pflege wegen veränderter Wunschlage der Senioren erforderlich

(SV) Es gibt glasklare Erwartungen der Zukunftsforscher Demenz, z.B. des Zukunftsforums oder vom Kompetenznetz Degenerative Demenzen, die stärker berücksichtigt werden müssen.

Die Hauspflege wird zunehmen müssen, denn die Verdiener, die nur wenig haben, aber zu viel, um verhartzt zu werden, können sich Heime nicht leisten, die Eigenbeteiligung von 1800 bis 2500 EUR kann nicht erbracht werden, ohne dass die Menschen ihr Eigentum unter dem Hintern abverkaufen müssen, um die Umsatzkurbel für den medizinischen und pflegenden Betrieb zu drehen.  Das bedeutet Handlungsbedarf für die Angehörigen und erhöhte psychosoziale Betreuung, denn pflegende Angehörige brauchen mehr medizinische Unterstützung, bei ihnen sind Depressionen und Burn-out häufig. Ein Augenmerk sollte darüber hinaus auch auf die Begleiterkrankungen gerichtet werden.

Durch Hauspflegeregelung, auch finanziell und rentenrechtlich, und psychosoziale, medizinische Betreuung der Angehörigen werden Pflegesysteme, vor allem Familien, entlastet und die Lebensqualität der betroffenen Menschen deutlich steigen. Bisher werden diese Möglichkeiten jedoch noch nicht hinreichend angeboten oder genutzt. Das Geld versickert in mobilen Pflegeapparaten, deren Verwaltung und Dienstleistung das Geld verbraucht, ohne im Schnitt auf nennenswerte Aufenthaltszeiten in den Räumen der Patienten der Stufe I bis III zu kommen, die berühmten 2-mal/3-mal 10 Minuten/Tag. Und in stationären Pflegeeinrichtungen, die eben richtig Geld kosten, siehe Umsatzkurbel oben.

Studien haben laut Zukunftsforscher Demenz belegt, dass die aktuelle medizinische Versorgung deutlich unter den Standards der evidenzbasierten Medizin liege, sprich: Die festgestellten Zu- und Misstände werden nicht angemessen versorgt. 

Regionale Unterschiede frühzeitig erkennen und berücksichtigen

Eines scheint sicher. An einer Demenz erkrankte Menschen werden über kurz oder lang pflegebedürftig. 29 Prozent der betroffenen Männer und 46 Prozent der Frauen können ihren Alltag gar nicht mehr alleine bewältigen und werden der Pflegestufe 3 zugeordnet.

Darauf muss sich die Politik einstellen. Auch darauf, dass sich die betroffenen Menschen nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen. Darin sind sich die Fachleute einig.

"Der Versorgungsalltag der verschiedenen Regionen in Deutschland wird sich auseinander entwickeln", äußerte die Berliner Demenzforscherin Professor Adelheid Kuhlmey von der Charité beim Kongress "Pflege 2012". Vor allem in den neuen Ländern werde der Bedarf an Pflegeplätzen zunehmen, sagte sie. Die Politik müsse pflegende Familienangehörige besserstellen, mahnte die Professorin weiter an. Die bisherigen Initiativen der Regierung gingen nicht weit genug.

Eine Umfrage unter 6000 Menschen habe ergeben, dass die überwiegende Mehrheit zu Hause gepflegt werden will.

Donnerstag, 5. April 2012

Neuorientierung in der Pflege wegen veränderter Wunschlage der Senioren erforderlich

(SV) Es gibt glasklare Erwartungen der Zukunftsforscher Demenz, z.B. des Zukunftsforums oder vom Kompetenznetz Degenerative Demenzen, die stärker berücksichtigt werden müssen.

Die Hauspflege wird zunehmen müssen, denn die Verdiener, die nur wenig haben, aber zu viel, um verhartzt zu werden, können sich Heime nicht leisten, die Eigenbeteiligung von 1800 bis 2500 EUR kann nicht erbracht werden, ohne dass die Menschen ihr Eigentum unter dem Hintern abverkaufen müssen, um die Umsatzkurbel für den medizinischen und pflegenden Betrieb zu drehen.  Das bedeutet Handlungsbedarf für die Angehörigen und erhöhte psychosoziale Betreuung, denn pflegende Angehörige brauchen mehr medizinische Unterstützung, bei ihnen sind Depressionen und Burn-out häufig. Ein Augenmerk sollte darüber hinaus auch auf die Begleiterkrankungen gerichtet werden.

Durch Hauspflegeregelung, auch finanziell und rentenrechtlich, und psychosoziale, medizinische Betreuung der Angehörigen werden Pflegesysteme, vor allem Familien, entlastet und die Lebensqualität der betroffenen Menschen deutlich steigen. Bisher werden diese Möglichkeiten jedoch noch nicht hinreichend angeboten oder genutzt. Das Geld versickert in mobilen Pflegeapparaten, deren Verwaltung und Dienstleistung das Geld verbraucht, ohne im Schnitt auf nennenswerte Aufenthaltszeiten in den Räumen der Patienten der Stufe I bis III zu kommen, die berühmten 2-mal/3-mal 10 Minuten/Tag. Und in stationären Pflegeeinrichtungen, die eben richtig Geld kosten, siehe Umsatzkurbel oben.

Studien haben laut Zukunftsforscher Demenz belegt, dass die aktuelle medizinische Versorgung deutlich unter den Standards der evidenzbasierten Medizin liege, sprich: Die festgestellten Zu- und Misstände werden nicht angemessen versorgt. 

Regionale Unterschiede frühzeitig erkennen und berücksichtigen

Eines scheint sicher. An einer Demenz erkrankte Menschen werden über kurz oder lang pflegebedürftig. 29 Prozent der betroffenen Männer und 46 Prozent der Frauen können ihren Alltag gar nicht mehr alleine bewältigen und werden der Pflegestufe 3 zugeordnet.

Darauf muss sich die Politik einstellen. Auch darauf, dass sich die betroffenen Menschen nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen. Darin sind sich die Fachleute einig.

"Der Versorgungsalltag der verschiedenen Regionen in Deutschland wird sich auseinander entwickeln", äußerte die Berliner Demenzforscherin Professor Adelheid Kuhlmey von der Charité beim Kongress "Pflege 2012". Vor allem in den neuen Ländern werde der Bedarf an Pflegeplätzen zunehmen, sagte sie. Die Politik müsse pflegende Familienangehörige besserstellen, mahnte die Professorin weiter an. Die bisherigen Initiativen der Regierung gingen nicht weit genug.

Eine Umfrage unter 6000 Menschen habe ergeben, dass die überwiegende Mehrheit zu Hause gepflegt werden will.

Sonntag, 1. April 2012

Vergleichbare Abschlüsse innerhalb der Republik

 (SV) Brauchen wir zentrale Abschlussprüfungen in Deutschland? Sollen die Abschlüsse vergleichbarer sein als bisher oder die regionalen Abstufungen quer durch die Republik erhalten bleiben? Wie realistisch ist dieses Ziel? Wie viele Jahre brauchen die schwer beweglichen Bildungssysteme der Länder auf eine Bundeslinie einzuschwenken? Wann sind die Abschlüsse tatsächlich überall anerkannt? Bei Lehrern entstehen nach der Ausbildung gravierende Probleme beim Wechsel in ein Bundesland mit höherem Anspruch oder auch "bilateral". Manche Abschlüsse der Schulen sind trotz ihrer Gleichwertigkeit nicht anerkannt. Ein Abitur aus Rheinland-Pfalz oder Hessen gilt oder galt lange Jahre als zweite Wahl. Saarland und NRW belächelt. Ein Kölner Lehrerabschluss in München null und nichtig. Hamburger, Niedersachsen und Schleswig-Holsteiner exotisch und nicht anerkannt im Süden... Diese Fragen stellen sich Pädagogen, Politiker und Eltern landauf und landab, natürlich auch in Rheinland-Pfalz.

Schwer wird es, wenn das deutschlandweite Abitur abgelehnt wird, das länderweite jedoch durchgesetzt werden soll. In Rheinland-Pfalz diskutieren Regierungspartei und Opposition erstrangig eine Vergleichbarkeit innerhalb des Landes.

Sind Abschlüsse der Realschule plus in der Nord- oder Westpfalz dieselben wie in Ludwigshafen, Germersheim, der Südpfalz oder in Mainz, Koblenz, dem Westerwald? Warum jammern die Firmen über die entsetzliche Bildungsarmut der Abgänger?

Welche Städte und Schulen garantieren ein hohes Niveau, welche fallen komplett vom Tisch? Rheinland-Pfalz blockiert seit Jahren die Einführung zentraler Schulabschlüsse. Warum, liegt auf der Hand. Die Gegensätze wären zu evident. Man kocht immer noch mit lokalen und regionalen Unterschieden und wundert sich über zu große Differenzen. Eltern, die beruflich flexibel sein müssen, wollen die schulische Erziehung und deren Qualität wenigstens in Rheinland-Pfalz gesichert sehen, besser sogar bundesweit, denn unser Leistungssystem jagt die meisten Angestellten auf die Straße quer durch die Nation, während sich die Beamten zu Hause Brötchen backen ... Ebenfalls ungerecht.

Diesen März wurde durch die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder beschlossen, einen bundesweiten Pool für Prüfungsaufgaben aufzubauen. Ein Zentral-Abitur mit Prüfungen an einem Tag wird allerdings nicht angestrebt. Alle Länder sollen in den kommenden Jahren Prüfungsaufgaben zur Verfügung stellen, woraus schließlich ein gemeinsamer Aufgabenpool entstehen soll, der für einen Einsatz im Abitur 2016 / 2017 verwendet wird. In diesem Jahrgang sollen die ersten Schüler auf Grundlage der neuen Bildungsstandards das Abitur machen.

Wie die Angleichungen bei den mittleren Bildungsabschlüssen aussehen, ist noch nicht klar. Es bestehen jedoch auch in Rheinland-Pfalz Standards, die leider Gottes aber nicht überall eingehalten oder verwirklicht werden können, siehe die landesweiten Differenzen im Niveau.